Hier schreibt Roderich Fabian.

Mittwoch, August 2

Ich werde besichtigt

Touristen in München - Sie stehen herum, blicken in die Luft oder auf alte Gebäude und sie sagen indirekt: Ich bin nicht hier, ich besichtige nur. Der ganze Münchner Alltag, der an ihnen vorüberzieht, ist Teil des lebendigen Bildes. Daraus leiten Touristen eigene Gestze ab: Die Besichtigten sind keine Menschen, mit denen man z.B. in Blickkontakt treten könnte, sie sind "Einwohner". Irgendwie wundern sich die Touristen, dass diese Einwohner auch tatsächlich essen, schlafen, lieben und arbeiten, wenn sie nicht das Stadtbild bereichern.
Und deshalb können Touristen nicht einsehen, dass sie in irgendeiner Weise im Weg stehen könnten, weil sie nicht vorhanden sind. Außerhalb des Mittleren Ringes hat der Spuk dann ein Ende. Dann gibt es nur noch Münchner, die sich gegenseitig wahrnehmen und entsprechend verachten.