Talk about the Weather
Mal wieder Regen, mal wieder nicht heiß, sondern eher deutsche Durchschnittstemperatur (ca.9°C) - Juliwetter, aber keineswegs abwegig. Es gibt Menschen, die sich darüber aufregen, dass sich Deutschland nicht in Nigeria verwandelt in diesen Wochen, nicht einmal in Sizilien. Aber - sofern man einen Großteil seiner Lebenszeit hierzulande verbringt: Sind wir es denn nicht längst gewohnt, dass sich die Anzahl der Biergartennächte (mehr als 20°C nach 22 Uhr) an einer Hand abzählen lässt?
Gibt es tatsächlich mal so etwas wie eine Hitzewelle (zuletzt im Juni 2006 pünklich zur Herren-Fußball-WM zu verzeichnen), dann werden die Deutschen irre, gebärden sich als nationalbewusste Spaßkanonen und lassen die berühmten Fünfe gerade sein. Aber wollen wir das mittel- bis langfristig wirklich? Weiche Hitzebirnen, die die Arbeit eher ruhen lassen, ein Laisser-Faire an den Tag legen wie unsere südwestlichen Nachbarn und griechische Lebenslust (mit Pleite-Gefahr) an den Sonnentag legen? Dann würden auch die Restbestände des Dichter- und Denkerwesens bald zerfließen und sich ein tumber Hedonismus breit machen wie in düstersten Epochen. Nein, dass die Deutschen nicht gemacht sind, sondern für 9°C im Schnitt erkennt man allein daran, welche Kleidung bei Übermaß gesportet wird: Underdress for Overweight, eine Absage an letzte Reste von Eleganz. Das Zeug liegt eben 350 Tage lang unbenutzt im Schrank und entzieht sich dadurch einer eingehenden Prüfung durch die Öffentlichkeit. Insofern sind Wolken und 15 Grad (gefühlt: 13) völlig okay und angemessen für mittlere Europäer wie dich, mich und Chistian Wulff, den Repräsentanten des Durchschnitts.
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