Hier schreibt Roderich Fabian.

Sonntag, Februar 27

Amerikaner sind Außerirdische

Vor ein paar Jahren habe ich mal ein Interview mit der australischen Regisseurin Cate Shortland („Somersault“ – toller Film, übrigens) gemacht. Da hat sie eingangs erzählt, dass man sie mit einer Amerikanerin verwechselt habe. Das mochte sie gar nicht und erwiderte sofort „Americans are aliens“. Das war mir aus der Seele gesprochen. Ich glaube ebenfalls, dass Amerikaner eigentlich Außerirdische sind. Und die Tatsache, dass eine Australierin meine Meinung teilt, bestätigt diese – sicherlich gewagte – These noch mehr. Es handelt sich also keineswegs um europäische Überheblichkeit, die übliche Arroganz der Menschen aus der „Alten Welt“, die so stolz auf ihre Kulturtradition sind. Es ist vielmehr eine ungeheure Entfremdung, die sich immer wieder einstellt, wenn man Kontakt zu den Aliens aufnimmt. Ich beobachte z.B. immer ein durchaus wohlwollendes Desinteresse an den Interessen anderer Völker. „Wir verstehen schon eure Sorgen und Befürchtungen“, wollen einem die Amerikaner sagen, „aber eigentlich sind die doch vollkommen unerheblich, weil unser Planet jenseits des Atlantiks (oder eben: des Pazifiks) davon nicht betroffen ist“.
Spätestens seit Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Amerikaner der Überzeugung, dass der Rest der Welt ein Beiwerk zur USA darstellt. Man kann zwar herrlich den Himalaya besteigen oder alte Kirchen in Barcelona besichtigen, aber Berge und Gotteshäuser sind eigentlich nur dafür da, von Amerikanern besucht zu werden, bevor man wieder in „God’s own Country“ zurückkehrt. Oder um es mit dem alten und doch immer wieder zu hörenden Ausspruch amerikanischer Touristen in Bezug auf fremde Scheine und Münzen zu hören ist: „How much is that in real Money?“.
Amerikaner streifen durch die Welt (manchmal auch dauerhaft) wie erstaunte Raumfahrer, die putzige und manchmal auch abstoßende Erfahrungen anderswo machen, aber niemals in zweifel stellen, dass der American Way of Life der einzig richtige ist.
Nun kann man einwenden, dass ja auch die USA über schlaue und weltoffene Menschen verfügt, denen Patriotismus oder gar imperialistisches Gedankengut fern ist. Das stimmt, ändert aber nichts an einer generellen, E.T.-haften Einstellung gegenüber anderen Kulturen. Gerade weil im Rest der Welt ja ein uneheures (und ebenfalls unerklärliches) Interesse an Lady Gaga und den Vampire Slayers besteht, wird daraus abgeleitet, dass alles Andersartige eine Verirrung von untergeordneten Menschen sein muss. So marschieren die Soldaten der USA rund um den Erdball, singen „Burn Motherfucker burn“ und brennen den fremden Planeten Erde nieder, ohne die geringsten Skrupel. Wer kein Cola und kein McDoof mag, muss zu einer anderen Rasse gehören. Das produziert anderswo selbstverständlich Selbstmordattentäter (aber eigentlich sind die Amis ja auch irgendwie süß, oder?)