Exkrem
Wohin scheißen Penner? Die Flurbereinigung im öffentlichen Raum hat dafür gesorgt, dass sich Menschen, die offensichtlich kein Geld ausgeben können, nirgendwo mehr geduldet werden. Trotzdem gibt es sie. Und manche von ihnen haben nicht einmal eine Wohnung, wo sie arbeitslos fernsehen können. Also nomadisieren die städtischen Penner von Ort zu Ort und bleiben immer da, wo sie nicht gerade vertrieben werden. In immer versteckteren Winkeln gehen sie dort ihren natürlichen Bedürfnissen nach: Pennen, Saufen, Rauchen und Streiten. Aber gelegentlich muss auch ein Penner dorthin, wo selbst Kaiser Franz Beckenbauer allein hingeht. Früher gab es viel mehr öffentliche Bedürfnisanstalten, aber weil die Städte ihr Geld inzwischen eher in Flurbereinigungen investieren (oder vorgeben, keines zu haben), sind die öffentlichen Scheißhäuser rar geworden. Viele davon wurden dann auch noch zu homosexuellen Treffpunkten umgewertet, aber auch die Stricher sehen die Schmuddelmänner nicht so gerne in ihrer Umgebung.
Der Besuch eines öffentlichen Lokals wird von den Betriebern nicht gern gesehen. Vorbei sind (zumindest in München) die Zeiten von Franzens Bratwurststüberl, wo auch der arme Mann mal unbehelligt sein Wasser abschlagen konnte. Jedes von der Bierburg zum „Bistro“ umgewandelte Etablissement verbietet den Pennern den Einlass, denn das kann ja tatsächlich einreißen und den Bistro-Charakter behelligen. Also gehen die Kumpane immer häufiger dazu über, open air zu scheißen. Aber nicht wahllos irgendwohin. Sondern immer wieder (gerne) an den selben Ort. Es bilden sich auf diese Art in Hinterhöfen, uneinsehbaren Einfahrten und verwinkelten Grundstücken Scheiß-Zentren, die schon ferne geruchlich mahnen, nicht näher zu treten. Denn wie beim Finanz-Business gilt auch hier die alte Weisheit: „Der Teufel schießt immer auf den selben Haufen“ – dem Kapital sei dank.
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