Hier schreibt Roderich Fabian.

Montag, März 5

Billich hat seinen Preis

Einkauf bei Lidl, davor steht ein Mann mit leerer Bierflasche, Tocotronic-Frisur und aus der Hose hängendem Hemd. Er sieht mich mein Fahrrad absperren und fühlt sich verpflichtet, mich anzusprechen. Er fragt nach der Uhrzeit. Die ihm scheißegal sein muss. Gottseidank war’s das.

Drinnen: Schäbiger Schund zum Billigpreis. Keine der feilgebotenen Waren ist irgendetwas wert, man könnte sie ebenso gut auf die Straße kippen, damit sich die Leute bedienen können (was angemessen wäre). Trotzdem kauf ich ein bisschen ´was: Wein, Süßwaren, Katzenfutter. Die Milch, wegen der ich gekommen bin, ist mittags schon ausverkauft. An der einzigen geöffneten Kasse (noch nie habe ich die vorhandenen fünf Kassen auch tatsächlich besetzt gesehen) warte ich brav meine zehn Minuten, weil ich weiß: das gehört zum Spiel. Billich hat seinen Preis, z.B. Warten auf muffige Abfertigung.

Wieder draußen haben sich inzwischen zwei Osteuropäer mit Dickbauch in Trainingskleidung in der Nähe der Einkaufswagen gemütlich gemacht. Sie schauen, ob irgendwer vergisst, seinen Euro aus dem Wagen 'rauszuziehen. Noch eine Strafe. Saftladen. Das nächste Mal wieder ins Bioparadies und das Zehnfache zahlen.