Hier schreibt Roderich Fabian.

Mittwoch, August 9

Good Times gone

In der Münchner Hans-Sachs-Straße war mal eine Zeitlang mein Stammlokal. Das ist lange her. Damals konnte man dort bis 16 Uhr frühstücken, Bier floss in Strömen und Studenten und "Freaks" (die man damals noch so nannte) saßen friedlich unter abgerissenen Filmplakaten und einer verrauchten Stuck-Decke.
Genau diesen Ort habe ich heute aufgesucht. Es ist immer noch eine Kneipe (vieleicht der falsche Ausdruck). Jetzt ist hier alles aus Glas und Stahl, der Kellner trägt die berühmte Pro-7-Kurzhaarfrisur (leicht hochtoupiert) und ist scheißfreundlich. Frühstück gibt es überhaupt nicht mehr, dafür Lachs mit Ruccola und eine ganze Palette von Longdrinks. Der Laden war so gut wie leer, weil in der Hans-Sachs-Straße inzwischen noch mindestens fünf weitere Lokale dieser Art existieren und um Kundschaft ringen.
Ich habe mich trotzdem hingesetzt und Bioessen mit Biosaft zu mir genommen. Zufällig kam dann sogar der Besitzer aus den 70ern dahergelatscht und hat mich angegrinst (wie ich da deplaziert saß zwischen Glas und Stahl).
Aber vielleicht ist es ja auch so, dass die in dem gepflegten Herren, der ich jetzt schließlich bin, genau die Zielgruppe sehen, die es anzusteuern gilt.
Eine Wiedererkennung gab es dann schließlich doch: Die Klos sind genau am selben Platz wie way back when. Aber das Licht ist gedimmt und der Geruch gedämmt. Früher stank's ziemlich. Vielleicht sind Moderne Zeiten eben doch nicht generell Scheiße.