Spiralen der Wertlosigkeit
Mit jedem Download, den ich tätige, mit jedem mp3-File, das mal eine Weile auf meinem Desktop herumliegt (um nach einer Weile ungehört gelöscht zu werden), mit jedem Click in Sachen Musik wird diese weniger wert. Jedenfalls in meinem Fall, denn ich bin ja mit Vinyl-Schallplatten aufgewachsen, deren Erwerb ich mir nahezu vom Munde abgespart habe. Das Gute daran ist, dass mit einem Online-Einkauf auch das dazugehörige Geld an Bedeutung verliert. Ein Song für 84 Cents – was ist das schon? Und dank automatisierter Abbuchung zahle ich ja nur mit einem Click und einer sich verändernden Ziffer auf meinem Bank Account.
Die eigentliche Musik folgt dieser Losung. Gerade gehört: DRC Music – ein obskures Album, das in wenigen Tagen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) entstand. Damon Albern hat ein paar Produzenten mit in sein geliebtes Afrika genommen, die haben ein paar Aufnahmen einheimischer Musiker durch Filter und Kompressoren gejagt und in Windeseile ein uneinheitliches Album rausgekloppt, dessen Entstehungsprozess man dem Album jederzeit anmerkt. Da hat sich niemand Mühe gegeben oder Zeit genommen. Es sollte ein coole Momentaufnahme sein, ist aber weder Folklore noch Elektro, sondern einfach ein Schnellschuss. Die Erlöse die das Album erzielen soll, fließen der NGO Oxfam zu, d.h. hier verdient keiner der Beteiligten etwas daran. Und vielleicht erklärt das die Sorglosigkeit, mit der man hier zur Sache gekommen ist.
Freundlicher Weise hat mir eine Agentur das Album als Gratis-Download zur Verfügung gestellt, damit ich das Album in einer meiner Sendungen vorstelle (was ich auch tun werde). Aber natürlich schließen sich hier verschiedene Kreise: Uninspirierte Musiker liefern unter Druck stehenden Agenturen und Labels schnelles und vergängliches Material, was die ebenfalls ungeheuer beschleunigten Medienmenschen ohne viel Aufwand in die Öffentlichkeit katalpultieren, damit sich vielleicht der eine oder andere doch dafür interessiert und etwas hineinliest, was gar nicht da ist (immerhin haben wir es ja mit Damon Albarn zu tun). Dann doch lieber Fußball in der Kneipe kucken…