Hier schreibt Roderich Fabian.

Samstag, März 10

Fußball ist unser Leben

Heute saß ich in einer Pizzeria, die zugleich eine „Premiere Sportsbar“ ist und just eine Konferenz des aktuellen Bundesliga-Spieltages zeigte. Am Nebentisch ein halbes Dutzend junger Männer (zwischen 18 und 20), die sich aber so was von profimäßig über Fußball unterhalten haben, dass es (mir) eine Freude war. Da wurde das taktische Angriffsprofil von Borussia Mönchengladbach erörtert oder das Arbeitsverhalten von Halil Altintop und zwar mit Verve und Engagement, Diskussion und Widerspruch. Alle sechs Jungs zeigten sich als Fußball-Experten weit über das Sportseiten-Halbwissen hinaus.

Man kann sagen: Was soll’s? Warum sich so ereifern über so überflüssige Themen? Ich aber sage euch: So ist das ganz richtig. Wer sich in solchen Nebensachen nicht engagieren kann, kann es meistens auch nicht dann, wenn’s wirklich um etwas gehen. Und das Schöne am Passiv-Fußball ist, dass man sich bis ins Greisenalter dafür interessieren kann und immer Gesprächspartner findet, die eigene Standpunkte zum Besten geben. So muss es sein – ein kleiner, feiner Sonnenschein.

Montag, März 5

Billich hat seinen Preis

Einkauf bei Lidl, davor steht ein Mann mit leerer Bierflasche, Tocotronic-Frisur und aus der Hose hängendem Hemd. Er sieht mich mein Fahrrad absperren und fühlt sich verpflichtet, mich anzusprechen. Er fragt nach der Uhrzeit. Die ihm scheißegal sein muss. Gottseidank war’s das.

Drinnen: Schäbiger Schund zum Billigpreis. Keine der feilgebotenen Waren ist irgendetwas wert, man könnte sie ebenso gut auf die Straße kippen, damit sich die Leute bedienen können (was angemessen wäre). Trotzdem kauf ich ein bisschen ´was: Wein, Süßwaren, Katzenfutter. Die Milch, wegen der ich gekommen bin, ist mittags schon ausverkauft. An der einzigen geöffneten Kasse (noch nie habe ich die vorhandenen fünf Kassen auch tatsächlich besetzt gesehen) warte ich brav meine zehn Minuten, weil ich weiß: das gehört zum Spiel. Billich hat seinen Preis, z.B. Warten auf muffige Abfertigung.

Wieder draußen haben sich inzwischen zwei Osteuropäer mit Dickbauch in Trainingskleidung in der Nähe der Einkaufswagen gemütlich gemacht. Sie schauen, ob irgendwer vergisst, seinen Euro aus dem Wagen 'rauszuziehen. Noch eine Strafe. Saftladen. Das nächste Mal wieder ins Bioparadies und das Zehnfache zahlen.