Selbstgemachte Komplexität
Hallo und zurück im Blogger-Biz. Heute das beliebte Spielchen "Es ist mir alles zuviel". Wer das heutzutage nicht ab und zu fallen lässt, gilt automatisch als Loser, den man abschreiben kann (ohne Steuern zu sparen). Denn wer irgendwie beweisen will, dass er im Bilde, im Lauf der Zeit und auf der Höhe ist, der muss Überforderung anmelden. Nur so kann er sicher sein, dass er weiterhin gefordert und angefordert wird. Das Spielchen spielen entsprechend viele, vom Kioskbesitzer bis zum Wirtschaftsminister. Es prasseln ja auch auch genügend Dinge auf einen ein. Die E-Mail hat sich z.B. als idealer Überforderer erwiesen, denn man bekommt ja täglich grundsätzlich mehr davon, als man in 24 Stunden lesen (geschweige denn: bewätigen kann).
Sollte aber wirklich mal der ganz große Input ausbleiben (z.B. in den Tagen um den Jahreswechsel) fordert man sich selbst, mit Archiv-, Steuer- und Urlaubsarbeiten zum Beispiel. So bleibt man auch dann total in Action, wenn eigentlich gar keine Action angesagt ist. Es gilt lediglich, darauf zu achten, dass man sich nicht nur einer, sondern mehrere Herausforderungen stellt, dass das Leben also auch dann komplex bleibt, wenn man nur zu Hause ´rumsitzt.
Und das gilt sogar für konsumistische Freizeitgestaltung: Ich habe zurzeit 16 Stunden der alten Fernsehserie "24" abzuarbeiten. Ich bin inzwischen schon auf der fünften von sechs DVDs angekommen, dennoch sind vier Stunden Material wegzuglotzen, bevor Agent Jack Bower mit seiner Familie in die Nacht von Los Angeles entschwinden kann. Auch in der freien Zeit habe ich also keine Zeit. Und ich weiß: Das ist der einzige Weg ins postmoderne Paradies.