Wir sind Alkoholiker
Wenn dich ein Arzt fragt, ob du täglich Alkohol trinkst und du das bejahst, dann bist du im medizinischen Sinne (also im allein gültigen Sinne) ein Alkoholiker. Dabei reicht es schon, wenn du nur ein Bier pro Tag (etwa zum Abendessen) konsumierst – nicht die Menge, sondern die Regelmäßigkeit ist entscheidend. Denn bekanntlich gewöhnt sich der Körper an die Droge, selbst wenn sie nur in kleinen Maßen genossen wird. So ereiferte sich ein Bekannter, der ein bis zwei Bier pro Tag zu sich nahm, bei einem Krankenhausaufenthalt, weil der behandelnde Arzt ihn auf der am Bett hängenden Diagnose-Tafel (also für alle ersichtlich), als Alkoholiker geoutet hatte.
Jetzt gibt es diese Empfehlung zur Selbstkasteiung, die einem rät, einen Tag pro Woche, eine Woche im Monat und einen Monat im Jahr keinen Alkohol zu konsumieren und damit dem Alkoholismus zu entkommen. Auf den ersten Blick scheint das machbar, aber – ich hab`s ausgerechnet: Hielte man sich an diese Empfehlung, käme man im Jahr auf etwa 144 alkoholfreie Tage pro Jahr – das sind 39,5% eines Jahres. Kaum zu machen, wenn man – wie das bei mir der Fall ist - ständig ausgeht, zum Essen eingeladen wird und von Freunden auch noch Alkoholika ins Haus gebracht bekommt (in durchaus vorsorglicher Weise, wie ich unterstellen darf).
Außerdem hat man dem Niedergang anderer Drogen Rechung zu tragen, wie der in meinen Kreisen zu beobachten ist. Wer Leistung bringen muss, kifft kau noch. Wer nicht bei Film und Fernsehen beschäftigt ist, hat kaum leichten Zugang zu Kokain. Wer jedoch ausschließlich ohne alle Betäubungen fröhlich zu sein vorgibt, ist entweder Esoteriker oder ein anders gearteter Langweiler. Was bleibt uns? Weitersaufen! Und mit Stolz bekennen: Ick bin oin Alkoholiker!